Foyer de Formation

Douala ist eine der unattraktivsten, hässlichsten Städte der Welt: Heiss, dreckig, voller Verkehr, viele verlotterte Bauten, Slums, kaum Infrastruktur. Gerade deshalb ist hier unsere Hilfestellung sehr nötig.

Dort hat Daniel Bäumlin vor einem halben Jahr in einer Nebenstrasse eine Gruppe von Fussballern entdeckt – besondere Fussballer: Sie bewegen sich auf einer Art Skateboard fort, einem Brett mit vier Rollschuh-Rädern. Denn sie sind behindert und können ihre Beine zur Fortbewegung nicht benutzen. Gründe dafür sind Infektionen wie Polio, nicht behandelte Diabetes oder Unfälle.

Les footballeurs handicapés


Daniel war wahnsinnig beeindruckt, wie viel Freude sie an den Tag legten – trotz ihrer Behinderung. Am Sonntag treffen sie sich jeweils zum Fussballspielen in der Innenstadt: Hier hat es eine geteerte Strasse und sonntags wenig Verkehr. Unter der Woche verkaufen sie am Strassenrand Simcards, Taschentücher und putzen Schuhe. Ihr Leben ist extrem hart, ihr Einkommen tief: Viele Leute kaufen keine Waren bei Menschen mit Behinderungen. Sie haben Angst, die Invalidität könnte sich vom Verkäufer auf sie übertragen.

Wir haben beschlossen, diesen Menschen zu helfen und sie in verschiedenen Bereichen auszubilden, damit sie bessere Möglichkeiten haben, sich selbständig ihr Leben zu verdienen.

Nach zwei Aufenthalten in Kamerun und einer mühsamen Suche haben wir endlich einen Raum zur Miete gefunden: ein Haus mit drei Zimmern und einem kleinen Innenhof. Mithilfe von Locals haben wir auch Frauen gefunden, die mit einer Behinderung leben. Diese Frauen zu treffen, war ein sehr bewegender Moment. Sie zeigten grosse Freude, dass sich überhaupt jemals ­jemand für sie interessiert und sich für sie einsetzen will.

Les visiteurs du foyer

Das Foyer de Formation befindet sich im Quartier Bonapriso in der Nähe von Newbelle, einem Armenviertel, wo die meisten der Frauen und Männer mit Behinderung leben. Am Montag, 29. Januar 2024 hat der Unterricht im Foyer de Formation bereits begonnen. Im Moment nehmen 15 Männer und 10 Frauen an den Ausbildungen teil. Die Männer haben den Wunsch geäussert, dass sie­ ­lernen wollen, Schuhe zu machen, die Frauen wollten Nähunterricht.

Wir haben die Näherin Grace, die auch Ausbildnerin in einer Berufsschule ist, angestellt. Sie gibt den Frauen an zwei Morgen Nähunterricht, am Nachmittag lehrt sie ihnen zusammen mit dem Dolmetscher Sani, auch ein Mensch mit einer Beeinträchtigung, Französisch. Denn die meisten Frauen sind aus dem Norden geflüchtet, sie haben keine Schulbildung und sprechen nur die lokale Sprache des Nordens: Haussa. Es sind nur zwei Tage Ausbildung, weil die Frauen ansonsten zuhause den Haushalt bestellen müssen.

Moussa, unser Schuhmacher aus Mali lehrt den Männern das Schuh­macherhandwerk. Er zeigt ihnen auch, wie sie Lederschütze her­stellen, mit denen sie ihre durch die Invalidität stark beanspruchten Körperteile schützen können.

Moussa, der Schuhmacher

Omar, unser Projektleiter aus ­Koutaba, bietet den Frauen und Männern während zwei Tagen ­individuelle Kurse in Computer­anwendung an. Zudem kommt einmal pro Monat eine Krankenschwester aus unserem Centre de Santé in Koutaba nach Douala ins Foyer de Formation. Sie untersucht die Kursteilnehmenden und ihre Kinder auf Krankheiten und Infek­tionen und behandelt sie. Sie leistet auch Präventionsarbeit in Bereich ­sexuell übertragbare Krankheiten. Wir bezahlen den Kursteilnehmenden den Transport von ihrem Zuhause ins Foyer de Formation.

Das ist nur der Anfang. Wir werden weitere Berufsausbildungen anbieten. Daniel wird beispielsweise im Vorhof ein Metallbauatelier einrichten und Interesserierte in der Metallverarbeitung unterrichten. Er wird mit ihnen hauptsächlich Spezialanfertigungen und Hilfsmittel für Menschen mit Beeinträchtigungen entwickeln und fertigen. Sie werden aber auch Objekte produzieren, die wir dann gemeinsam verkaufen können – beispielsweise einfache Grills, Werkzeuge und Veloanhänger. So kam es zu einer Umbenennung des Projekts «Footballeurs handicapés» zu «Foyer de Formation».

Wir sind sicher, dass wir mit dem Foyer de Formation eine wichtige und nachhaltige Hilfestellung bieten.