Geschichte

Wie alles begann

Ende 2016 hörten wir über ein Bekanntschaft von der prekären Situation im Dorf Ngoundoup im Westen Kameruns:

Die 4000 Bewohner und Bewohnerinnen des weitläufigen Dorfes hatten gravierende gesundheitliche Probleme. Im März 2017 besuchten wir Ngoundoup und sahen die Missstände selber. Es gab kein sauberes Wasser und die medizinische Versorgung war korrupt, mangelhaft und nicht für alle zugänglich. Infektionskrankheiten, vor allem Typhus und Malaria blieben unbehandelt oder durch Selbstmedikation oft noch verschlimmert. Selbst einfache Verletzungen endeten oft tödlich. Jahr für Jahr starben Kinder. Rasch war klar, zuallererst brauchte es Trinkwasser – also haben wir drei Tiefbrunnen gebaut. Die Initiative für den Bau übernahm Daniel Bäumlin, er wurde von zwei Schweizer Kollegen, von Omar Kouanga und der Dorfgemeinschaft tatkräftig unterstützt. Ein Teil des Dorfes hat nun Zugang zu sauberem Wasser. Damit die gesamte Bevölkerung versorgt werden kann, wollen wir weitere Brunnen bauen. Mit dem Bau der Tiefbrunnen war der Grundstein für das Partnerschaftsprojekt Ngoundoup gelegt. Mit Omar Kouanga lernten wir einen äusserst motivierten und engagierten Projektleiter vor Ort kennen. Er öffnet wo nötig die Türen, organisiert, packt an und erklärt uns, was wir nicht verstehen.

Der dritte Brunnen steht übrigens vor der Krankenstation, einer weiteren wichtigen Etappe unseres Partnerschaftsprojekts.

Bei der Einweihung eines Brunnens

Die Krankenstation

Im Herbst 2017 begannen wir mit dem Bau einer einfachen Krankenstation für Erste Hilfe, medizinische Grundversorgung, Geburtshilfe und Wundbehandlung. Ein Betonskelett wurde mit traditionell hergestellten Lehmbacksteinen ausgemauert, die Decken sind aus geflochtenem Schilf. Das Dach jedoch fliegt auf einer filigranen Stahlkonstruktion über dem Gebäude, was für ein angenehmes Raumklima sorgt. In einem Schiffscontainer wurden Einrichtungsgegenstände (z.B. ein Gebärbett) und andere Hilfsgüter nach Ngoundoup gebracht. Ende 2018 waren die Bauarbeiten abgeschlossen. Die Krankenstation, das Centre de Santé «Mbambeluh», konnte nach zähem Ringen mit den Behörden schliesslich im Mai 2019 eröffnet werden. Suzanne Lanker – freischaffende Hebamme – kämpfte im Frühling 2019 drei Monate lang mit den Behörden, richtete das Centre ein, erarbeitete Standards und Leitbilder, bildete lokales Personal aus, organisierte medizinische Hilfsmittel und Medikamente und motivierte nebenbei die Dorfbevölkerung zu besserer Hygiene. Ihre Erfahrungen hat Suzanne in einem Blog festgehalten.

Montage der Betonträger
Rohbau
Feinarbeiten am Bau

Das Centre de Santé «Mbambeluh» – insbesondere auch die Geburtsabteilung – läuft mittlerweile ausgezeichnet. Das Team ist gut eingearbeitet. Seit 2020 darf das Centre Impfkampagnen durchführen. Allerdings ist klar, dass das Centre nicht selbsttragend sein wird. Trotz der wachsenden Zahl an Patientinnen und Patienten können mit den Einnahmen keine gerechten Löhne bezahlt werden, weshalb wir diese weiterhin mitfinanzieren müssen. Aber wir können Personen einen Zugang zu medizinischer Hilfe verschaffen, die sich eine Behandlung in den – oftmals hygienisch zweifelhaften – staatlichen Gesundheitszentren nicht leisten können.

Vielfältige Kleinprojekte

Rund um das Brunnen- und Krankenstationsprojekt entstanden weitere Initiativen, teils aus der Bevölkerung selbst, teils mit unserer Mithilfe.

Das Atelier de Couture entstand auf Initiative von Frauen aus Ngoundoup, die sich in einem Kollektiv zusammengetan haben. Ihr Ziel ist, dass junge Frauen nähen lernen und so Eigenständigkeit und Selbstsicherheit gewinnen. Angeleitet werden sie von ausgebildeten Schneiderinnen, die wie sie aus Ngoundoup stammen. Während des Lockdowns im Frühjahr 2020 stellte das Kollektiv seine Produktion flugs auf die Herstellung von Masken um.

Die Riesenschaukel vor der Krankenstation – errichtet aus den Stahlresten der Dachkonstruktion – schenkt Lebensfreude pur. Darüber hinaus hat sie den Platz am Dorfeingang im Nu zum belebten Treffpunkt für jung und alt gemacht.

Mit den nun geplanten Handwerkskursen für Kleinbetriebe können die Handwerker ihr handwerkliches Geschick verbessern und neue einfache Techniken dazulernen.